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Rezension

Cover Kurz vor Mitternacht
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Laufzeit:
Verlag:
Preis:
ISBN:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Ein Krimi, beinahe ohne Hercule Poriot, ganz ohne Miss Marple oder Tuppence und Tommy Beresford, sondern mit Inspektor Battle, der auch z.B. in 'Das Sterben in Wychwood' ermittelt. Inspektor Battle ist ein erfahrener Kriminalbeamter. Er kennt die menschlichen Schwächen und beobachtet genau. So ist es auch nicht verwunderlich, dass er seiner Tochter auf den Kopf zusagen kann, dass sie nur eine Straftat vorgetäuscht hat, als er sie aus dem Internat befreit.

Nevile Strange, ist in zweiter Ehe mit Kay verheiratet. Noch immer scheint es ihm, dass er an Audrey, seiner ersten Frau einen schändlichen Verrat begangen hat, als er sie verlassen hat. Um beide Frauen zu einer Freundschaft zu bewegen, bewerkstelligt Neville, dass der diesjährige Urlaub im Haus seiner Tante, Lady Tressilian in die Zeit fällt, in der auch seine Ex-Frau dort weilt.  

Die Dienerschaft, die Pflegerin von Lady Tressilian und die anderen Feriengäste erleben eine spannungsgeladene Atmosphäre. Kleine Reibereien sind an der Tagesordnung. Auch der alte Richter Mr. Treves, der einmal als Gast vorbei schaut, erkennt mit Scharfblick, dass es bald zur Explosion der unterdrückten Gefühle kommen muss. Seine spannenden Erzählungen aus der kriminologischen Praxis sind für alle Bewohner unterhaltsam.

So ist es auch ein Schock, als der freundliche alte Herr plötzlich seinem Herzleiden erliegt. Als auch noch Lady Tressilian ermordet wird, ist Inspektor Battle, der gerade bei seinem Neffen dem Ortsinspektor seine Ferien verbringt, gerne bereit sich an den Ermittlungen zu beteiligen.  

Sind die Indizienbeweise gegen den ermittelten Täter wirklich stimmig? Könnte es nicht auch ganz anders gewesen sein? Dies ist die Aufgabe, der sich das Ermittlerteam stellt.

Meine Meinung:

Agatha Christie überall – derzeit gibt es einige Neuauflagen und frische Vertonungen der Krimis der Queen of Crime.  

Die hier gehörte Version ist eine vollständige Lesung der Originalübersetzung des Scherz-Verlages, gesprochen von Reiner Unglaub. Gesprochen? Nein, eine echte Ein-Mann-Inszenierung ist es, der wir hier lauschen dürfen.  

Dabei ist lauschen hier wörtlich zu verstehen. Reiner Unglaub versteht es, die Dialoge, Gespräche und Überlegungen darzustellen, wie kein Zweiter. Flüstern, murmeln, hauchen, überlegen, sagen, denken, plaudern, streiten, um Worte ringen ... – es gibt keinen Ausdruck für menschliche Sprache, vor allem nicht für die leisen Töne, die in diesem Hörbuch so treffend von ihm umgesetzt wird. Das Bild einer Bibliothek, eines Ohrensessels und eine entsprechend britische Umgebung stellt sich im Kopf dazu gleich ein.

Obwohl ich kurz zuvor das Buch 'Kurz vor Mitternacht' in der Neuübersetzung gelesen hatte, gelang es Reiner Unglaub die Geschichte spannend darzubieten. Zum einen ist es bei Agatha Christie immer ein Genuss die Geschichte nochmals zu durchdenken, denn erst dann, wenn man den Täter kennt, ist der Blick frei für die Konstruktion des Falles. Ich erkannte viele Fährten und Anspielungen, die für die Auflösung wichtig waren. 'Ach so! So kann man diese Szene auch sehen!', - in der Art ging mir mancher Gedanke beim Wiederhören auf.  

Zum anderen ist es die intensive Interpretation des Sprechers, die m. E. unmerklich für einen Ersthörer, aber deutlich für jemanden mit meiner Intention, die einzelne Passagen allein durch die Betonung in den Blickwinkel rückt, den die Autorin damit vermutlich auch gemeint haben wird und so die Geschichte schon beim Erstkontakt mit wichtigen Fingerzeigen versorgt. Vor allem die richtige Geschwindigkeit, gerade langsam genug um die Worte ins Bewusstsein sickern zu lassen und exakt kurz genug um die Spannung zu erhalten, ist eine Spezialität von Reiner Unglaub.   

Ein wahrer Meistersprecher für die Meisterin der Kriminalgeschichten.   

Die Geschichte:  

Inspector Battle ist ein weniger bekannter Ermittler mit weniger ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen als z.B. ein Hercule Poirot. So kann man diesen Krimi alleinstehend für sich betrachten. Man gerät nicht gleich in einen Sog, braucht sich keine Gedanken darüber zu machen, ob man nicht ggf. mitten in einer Serie gelandet ist, dass man den Ermittler doch besser verstehen könnte, wenn man mehr über sein Privatleben wüsste. Diese eine Geschichte steht im Vordergrund, wir dürfen einen sympathischen Inspektor bei seiner Arbeit bewundern und erhalten auch einen Einblick in sein Familienleben. Wir müssen uns jedoch nicht mit seinen psychischen Macken herumschlagen – kurz, knapp, abgeschlossen und gut. 

Bei Agatha Christie tut man immer gut daran, auf ALLES zu achten, auf das Vorspiel genau so, wie auf die ersten kleineren Textschnipsel, die wie aus einem Kalender zusammengestückelt wirken, Mal eben im Vorbeigehen gehört, entgeht einem bei ihr ein Genussfaktor.   

An Aktualität hat die Thematik sicherlich auch bis heute nichts eingebüßt, gewünschte Dreiecksbeziehungen, Selbstmörder und verhinderte Liebschaften sind auch heute noch aktuell. Nur sieht man sie nach solch einem Krimi ggf. auch noch aus einem anderen Blickwinkel!  

Sonstiges:  

Die Tracks haben durchschnittlich eine Länge von gut 10 Minuten. Wie günstig das für Wiedereinsteiger ist, muss jeder selbst beurteilen. Die Geschichte ist jedoch ein Gesamtkunstwerk, so dass häppchenweises Hören nicht förderlich ist.  

Genauso störend sind starke Umweltgeräusche, weite Teile der genialen Umsetzung durch Reiner Unglaub (Flüstern etc.) würden dadurch verloren gehen.

Diese CDs sollte man genießen, und nicht in der Hektik des Alltags konsumieren. 

In gewohnt liebevoller Art und Weise sind auch die Hüllen für die CDs gearbeitet. Ein ganz neuer Eindruck der Agatha Christie Cover, denn die freundlichen Farben für die handschmeichlerischen Hülsen aus Pappe der Einzel-CDs, sind an die Neuerscheinung des Scherz-Verlages angeglichen.  

TIPP für Hobby-Ermittler: Auch das Bild des Covers sollte man beim Hören dieser Produktion nicht vergessen. 

Wer sich diese Hörbuchproduktion gönnt, hat damit fast 5 1/2 Stunden wahren Hörgenuss vor sich. (Binchen, im August 2003)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 04.08.2003, letzte Änderung am 10.09.2003, Layout by abrakan