Rezension |
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Inhalt: Ein
Krimi, beinahe ohne Hercule Poriot, ganz ohne Miss
Marple oder Tuppence und Tommy Beresford, sondern mit Inspektor Battle, der
auch z.B. in 'Das Sterben in Wychwood' ermittelt. Nevile
Strange, ist in zweiter Ehe mit Kay verheiratet. Noch immer scheint es
ihm, dass er an Audrey, seiner ersten Frau einen schändlichen Verrat
begangen hat, als er sie verlassen hat. Um beide Frauen zu einer
Freundschaft zu bewegen, bewerkstelligt Neville, dass der diesjährige
Urlaub im Haus seiner Tante, Lady Tressilian in die Zeit fällt, in der
auch seine Ex-Frau dort weilt. Die Dienerschaft, die Pflegerin von Lady Tressilian und die anderen Feriengäste erleben eine spannungsgeladene Atmosphäre. Kleine Reibereien sind an der Tagesordnung. Auch der alte Richter Mr. Treves, der einmal als Gast vorbei schaut, erkennt mit Scharfblick, dass es bald zur Explosion der unterdrückten Gefühle kommen muss. Seine spannenden Erzählungen aus der kriminologischen Praxis sind für alle Bewohner unterhaltsam. So
ist es auch ein Schock, als der freundliche alte Herr plötzlich seinem
Herzleiden erliegt. Als auch noch Lady Tressilian ermordet wird, ist
Inspektor Battle, der gerade bei seinem Neffen dem Ortsinspektor seine
Ferien verbringt, gerne bereit sich an den Ermittlungen zu beteiligen.
Sind
die Indizienbeweise gegen den ermittelten Täter wirklich stimmig? Könnte es nicht
auch ganz anders gewesen sein? Dies ist die Aufgabe, der sich das
Ermittlerteam stellt. Meine Meinung: Agatha Christie überall
– derzeit gibt es einige Neuauflagen und frische Vertonungen der Krimis
der Queen of Crime. Die hier gehörte
Version ist eine vollständige Lesung der Originalübersetzung des
Scherz-Verlages, gesprochen von Reiner Unglaub. Gesprochen? Nein, eine echte Ein-Mann-Inszenierung ist es, der wir
hier lauschen dürfen. Dabei ist lauschen hier wörtlich zu verstehen. Reiner Unglaub versteht es, die Dialoge, Gespräche und Überlegungen darzustellen, wie kein Zweiter. Flüstern, murmeln, hauchen, überlegen, sagen, denken, plaudern, streiten, um Worte ringen ... – es gibt keinen Ausdruck für menschliche Sprache, vor allem nicht für die leisen Töne, die in diesem Hörbuch so treffend von ihm umgesetzt wird. Das Bild einer Bibliothek, eines Ohrensessels und eine entsprechend britische Umgebung stellt sich im Kopf dazu gleich ein. Obwohl ich kurz zuvor
das Buch 'Kurz vor Mitternacht' in der Neuübersetzung gelesen hatte,
gelang es Reiner Unglaub die Geschichte spannend darzubieten. Zum einen
ist es bei Agatha Christie immer ein Genuss die Geschichte nochmals zu
durchdenken, denn erst dann, wenn man den Täter kennt, ist der Blick frei
für die Konstruktion des Falles. Ich erkannte viele Fährten und
Anspielungen, die für die Auflösung wichtig waren. 'Ach so! So kann man
diese Szene auch sehen!', - in der Art ging mir mancher Gedanke beim Wiederhören
auf. Zum anderen ist es die
intensive Interpretation des Sprechers, die m. E. unmerklich für einen
Ersthörer, aber deutlich für jemanden mit meiner Intention, die einzelne
Passagen allein durch die Betonung in den Blickwinkel rückt, den die
Autorin damit vermutlich auch gemeint haben wird und so die Geschichte
schon beim Erstkontakt mit wichtigen Fingerzeigen versorgt. Vor allem die
richtige Geschwindigkeit, gerade langsam genug um die Worte ins
Bewusstsein sickern zu lassen und exakt kurz genug um die Spannung zu
erhalten, ist eine Spezialität von Reiner Unglaub. Ein wahrer
Meistersprecher für die Meisterin der Kriminalgeschichten. Die Geschichte:
Inspector Battle ist
ein weniger bekannter Ermittler mit weniger ausgeprägten Persönlichkeitsmerkmalen
als z.B. ein Hercule Poirot. So kann man diesen Krimi alleinstehend für
sich betrachten. Man gerät nicht gleich in einen Sog, braucht sich keine
Gedanken darüber zu machen, ob man nicht ggf. mitten in einer Serie
gelandet ist, dass man den Ermittler doch besser verstehen könnte, wenn
man mehr über sein Privatleben wüsste. Diese eine Geschichte steht im
Vordergrund, wir dürfen einen sympathischen Inspektor bei seiner Arbeit
bewundern und erhalten auch einen Einblick in sein Familienleben. Wir müssen
uns jedoch nicht mit seinen psychischen Macken herumschlagen – kurz,
knapp, abgeschlossen und gut. Bei Agatha Christie
tut man immer gut daran, auf ALLES zu achten, auf das Vorspiel genau so,
wie auf die ersten kleineren Textschnipsel, die wie aus einem Kalender
zusammengestückelt wirken, Mal eben im Vorbeigehen gehört, entgeht einem
bei ihr ein Genussfaktor. An Aktualität hat die
Thematik sicherlich auch bis heute nichts eingebüßt, gewünschte
Dreiecksbeziehungen, Selbstmörder und verhinderte Liebschaften sind auch
heute noch aktuell. Nur sieht man sie nach solch einem Krimi ggf. auch
noch aus einem anderen Blickwinkel! Sonstiges: Die Tracks haben
durchschnittlich eine Länge von gut 10 Minuten. Wie günstig das für
Wiedereinsteiger ist, muss jeder selbst beurteilen. Die Geschichte ist
jedoch ein Gesamtkunstwerk, so dass häppchenweises Hören nicht förderlich
ist. Genauso störend sind
starke Umweltgeräusche, weite Teile der genialen Umsetzung durch Reiner Unglaub
(Flüstern etc.) würden dadurch verloren gehen. Diese CDs sollte man
genießen, und nicht in der Hektik des Alltags konsumieren. In gewohnt liebevoller
Art und Weise sind auch die Hüllen für die CDs gearbeitet. Ein ganz
neuer Eindruck der Agatha Christie Cover, denn die freundlichen Farben für
die handschmeichlerischen Hülsen aus Pappe der Einzel-CDs, sind an die
Neuerscheinung des Scherz-Verlages angeglichen. TIPP für Hobby-Ermittler:
Auch das Bild des Covers sollte man beim Hören dieser Produktion nicht
vergessen. Wer sich diese Hörbuchproduktion gönnt, hat damit fast 5 1/2 Stunden wahren Hörgenuss vor sich. (Binchen, im August 2003) |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 04.08.2003, letzte Änderung am 10.09.2003, Layout by abrakan