C. Auguste Dupin ermittelt in Paris. In zwei
kniffligen Fällen, von denen uns sein treuer, beobachtender Freund und
Wegbegleichter berichtet, zieht Detektiv C. Auguste Dupin nach eingehender,
haarkleinster Analyse, seine Schlüsse.
Im ersten Fall -Das Geheimnis von Marie Rogets Tod -
geht es um das schwerste, denkbare Verbrechen: Mord. Im zweiten - Der
gestohlene Brief - verhilft er der Polizei einen äußerst brisanten, auf
mysteriöse Weise verschwundenen Brief wiederzufinden.
Meine Meinung:
Fast jeder kennt Sherlock Holmes. C. Auguste Dupin
jedoch kennt kaum jemand. Das ist verwunderlich und schade. Verwunderlich,
da die Figuren des Detektivs C. Auguste Dupin und seines treuen, stillen
Beobachters und Freundes, die ersten ihrer Gattung waren. Durch sie wurde
der moderne Detektivroman begründet. Ihr Schöpfer ist niemand geringerer
als Edgar Allan Poe, was es noch unverständlicher erscheinen lässt, dass
diese Tatsache selbst im Kreise von Krimi-Liebhabern- und Kennern, so
unbekannt ist. Poe bringt man sofort mit seinen Schauergeschichten und
Gedichten in Verbindung - aber mit Detektivgeschichten? Dupin und sein
Freund dienten seit ihrer Schöpfung unzähligen Autoren als Vorlage, u. a.
- um auf den einleitenden Satz zurückzukommen - Sir Arthur Conan Doyle, der
mit Holmes und Dr. Watson ein ganz ähnliches Duo geschaffen hat. Wobei
anzumerken ist, dass sowohl Holmes als auch Dupin mit Hilfe ihres
messerscharfen Verstand Fälle lösen, beide aber auf differenzierte Weise.
Während Sherlock Holmes ein genialer Beobachter ist und aus diesen genauen
Beobachtungen seine Schlussfolgerungen zieht, zerlegt C. Auguste Dupin einen
Hergang in alle seine unzähligen Einzelteile, unterzieht sie einer
genausten Analyse und setzt sie erneut zusammen. Erst dann, zieht er seine
Schlüsse.
Mir ist kein anderer Detektiv bekannt, der mit
dieser Methode Fälle löst. Und hiermit gelange ich zu dem anfangs
angesprochenen Punkt, dass es nicht nur verwunderlich ist, dass sich Poes
Detektiv keines größeren Bekanntheitsgrads erfreut, sondern auch schade.
Denn auch nachdem nun der Markt überflutet ist mit Detektivromanen, so
haben die Geschichten um C. Auguste Dupin doch nicht nur historischen Wert
in Anbetracht dass sie die ersten ihrer Art waren. Nein, sie haben mehr zu
bieten: Sie sind exzellent erzählt, niveauvoll und atmosphärisch, sowie
spannend und ausgesprochen unterhaltsam. Schade also, dass so wenige
Menschen sie kennen. Schön, dass mit diesem Hörbuch ein Beitrag dazu
geleistet wurde, dass diese Geschichten nicht ganz in Vergessenheit geraten.
Die einzige Frage, die nun noch zu klären bleibt,
wäre die, wie es möglich ist, dass aus diesen an sich schon überaus
tollen Geschichten mit solch interessantem Hintergrund ein noch besseres
Hörbuch werden konnte? Wer meine Rezensionen zu den im gleichen Verlag
produzierten und erschienenen Lesungen ausgewählter
Sherlock-Holmes-Geschichten kennt, wird ahnen, dass ich es mir nicht nehmen
lassen werde zu versuchen, dieses eine Rätsel, das sich mir nach dem Hören
dieses Hörbuchs stellt, mit Dupins Ermittlungsmethoden zu lüften, was ich
hiermit tun möchte: Der Verlag hat eine interessante Vorlage: Zwei
Detektivgeschichten von Edgar Allan Poe. C. Auguste Dupin ist Franzose und
ermittelt in Paris. So wird ein Sprecher benötigt, der es sowohl schafft,
der Sprache Poes gerecht zu werden, als auch die französischen Namen so
auszusprechen, dass die Lesung Musik in den Ohren der Hörer ist - um der
französischen, melodischen Sprache Tribut zu zollen. Auch muss es ihm
gelingen, Dupins Analysen so vorzutragen, dass sie die Neugierde des Hörers
wecken und seine Aufmerksamkeit gefangen halten, damit sich die
unausweichliche Logik Dupins diesem Hörer erschließt. Und hier sind wir
bei des Rätsels Lösung: Dem Verlag blieb nichts anderes übrig, als sich
an Christoph Lindert zu wenden, da er optimal die Anforderungen erfüllt und
keine Wünsche offen lässt. Ohne Zweifel, eine völlig in sich schlüssige
Entscheidung. (Petra)