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(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt:
Kurzgeschichten und Gedichte eines der wichtigsten Dichter
und Schriftsteller der deutschen Nachkriegsliteratur: Wolfgang Borchert. Folgende
Kurzgeschichten und Gedichte sind auf diesem Hörbuch enthalten:
Kurzgeschichten:
- Die Küchenuhr
- Nachts schlafen die Ratten doch
- Unser kleiner Mozart
- Die Kegelbahn
- Die Stadt
- Dann gibt es nur eins: Sag Nein!
- Schischyphusch
- Die Hundeblume
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Gedichte:
- Leuchtturm
- Laternentraum
- Der Kuß
- Abschied
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Meine Meinung:
Wolfgang Borchert verbinden wohl die meisten mit
unliebsamer Schullektüre, trockenen Kurzgeschichten der Nachkriegsliteratur und endlosen
Interpretationen von Metaphern sowie Analyse von Texten.
Naheliegend daher der Gedanke: Nie wieder - das ist doch
alles Schnee von gestern, der heute nicht mehr interessiert.
Doch Borcherts Texte werden an Aktualität nie verlieren,
so lange es Kriege gibt. Und gerade in einer Zeit, wo Kriege drohen, gewinnen seine Werke
an Wichtigkeit.
Wolfgang Borchert gewährt uns einen schonungslosen Blick
auf durch den Krieg verkrüppelte Seelen und Körper, raubt jede Illusion, die Krieg als
Lösung für Probleme sieht und zeigt anstatt dessen auf, wie zerstörerisch er wirklich
ist. Mit geballter Kraft verleiht er dem ganzen Irrsinn, dem Kummer, der unendlichen
Traurigkeit und der Tragik des Krieges Ausdruck.
Doch mehr als nur die Folgen des Krieges, verbildlicht er
das unbegreifliche Handeln, die Ausführung der schrecklichen Befehle und zeigt auf, dass
jeder Mensch eine Wahl hat und für sein Handeln oder Unterlassen die Verantwortung und
die Konsequenzen trägt. Somit sind seine Texte nicht lediglich ein düsteres Bildnis,
sondern die Ermahnung sich nicht blind zu fügen. Das Buch trägt nicht umsonst den Titel
Dann gibt es nur eins: Sag Nein!"
Es rüttelt wach und fordert auf!
Doch nicht nur seine Kurzgeschichten sondern auch seine
Gedichte erschüttern bis ins Mark und rühren zu Tränen. Tief berührt haben mich alle
seine Texte. Doch ganz besonders das Gedicht Abschied. Es ist das kürzeste Gedicht
dieser CD. Und ich fragte mich immer wieder, wie es ein Mensch schaffen kann, mit 21
Worten ein tieftrauriges Gefühl von Abschied - endgültigen Abschied - hervorzurufen.
Diese Intensität erreicht manch ein Autor mit einem ganzen Roman nicht annähernd.
Ich könnte dieses Gedicht hier zitieren. Aber es gibt
einen guten Grund es nicht zu tun: Die Worte sprechen zwar für sich, aber vorgetragen von
Hans Eckardt erhält dieses Gedicht, wie auch die anderen Gedichte und Geschichten
Borcherts, den richtigen Klang, den man beim erstmaligen Lesen sicher nicht so hinbekommt
und sich somit vielleicht um die Wirkung Borcherts Worte bringt. Das möchte ich nicht
riskieren.
Überhaupt könnte ich mir keinen besseren Sprecher für
diese Kurzgeschichten und Gedichte vorstellen. Perfekt! Eine Gänsehaut verursacht die
Kombination von Wolfgang Borcherts Texten und Hans Eckardts Stimme, die all die
Verzweiflung, Unfassbarkeit, Angst und Warnungen erspürt und zum klingen bringt.
Trotz aller Trostlosigkeit und Lähmung versprüht Wolfgang
Borchert in seinen Erzählungen durchaus Warmherzigkeit. Auch diese versteht Hans Eckardt
mit einer unvergleichlichen Selbstverständlichkeit zum Ausdruck zu bringen.
Bestes Beispiel hierfür ist wohl die Erzählung Schischyphusch
- diese Geschichte durchlebt alle Höhen und Tiefen: Wut, peinliche Berührtheit, Scham,
Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Mitgefühl, Warmherzigkeit, Nächstenliebe - in einer
wunderschönen Sprache geschrieben und mit einer wunderschönen Stimme gesprochen, werden
sie zu den Gefühlen des Hörers. Diese Geschichte kann ich jedem der dennoch Wolfgang
Borchert skeptisch gegenüber steht als Einstieg empfehlen.
Diese Auswahl aus Borcherts Texten, denen Hans Eckardt
wundervoll Klang verleiht, hat mich zum Wolfgang-Borchert-Bewunderer gemacht. Nach der
Faszination dieses Hörbuchs wollte ich unbedingt mehr über Wolfgang Borchert erfahren.
Anstatt Jemand, der sich nur mit großen Worten und kleinen Taten wichtig tun will, fand
ich einen Menschen, der wusste wovon er schrieb. Deshalb zum Abschluss hier in Kürze ein
paar Worte, die ich für sich alleine sprechen lassen möchte:
Wolfgang Borchert verstarb 1947 im Alter von 26 Jahren an
Folgen einer schweren Krankheit, die zum ersten Mal während seiner Zeit an der Front
ausbrach, nachdem er verwundet wurde. Während des Krieges wird er mehrmals angeklagt:
u.a. wegen Selbstverstümmelung, durch die er sich der Wehrpflicht habe entziehen wollen
und Defätismus. Die meisten seiner Werke sind während des Krieges und in den ihm
verbleibenden zwei Jahren danach entstanden. (Petra)
gibt es eine sehr interessante Internetseite über Wolfgang
Borchert!
geht es zu einem
Verlagsportrait über diesen ungewöhnlichen Verlag!
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