Rezension |
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Inhalt: Wir schreiben das Jahr
1547, der Alchimist Lapidius hat sich erst vor kurzem in Kirchrode im
Oberharz niedergelassen. Eines Tages wird er in
die Folterkammer gerufen. Folter, nicht Tötung, ist vordergründig die
Absicht des Folterknechts, deshalb darf die Frau dort, die der Hexerei
bezichtigt wird, noch nicht sterben. Bei der Untersuchung
der Bewusstlosen fällt Lapidius auf, dass sie an der Franzosenkrankheit
(Syphilis) leidet. Er werde versuchen, diese Krankheit zu heilen, währenddessen
können einige Verfahrensangelegenheiten geklärt werden, so lautet sein
Angebot an die Folterer. Danach könne Freyja, die Hexe, erneut vor das
Tribunal geladen werden. Er nimmt Freyja mit in
sein Haus. Aufgrund eigener Erfahrung weiß er, wie die Krankheit zu
behandeln ist. Freyja muss 20 Tage in einer Hitzkammer liegen. Salben,
Tinkturen und nur Getränke sind während der Zeit erlaubt, aber die
Aussicht auf Heilung ist gut. Lapidius nutzt diese
Zeit um die Vorwürfe gegen Freyja ad absurdum zu führen. Die beiden
Leichen, die in diesen Tagen mit den eingeritzten Zeichen FS auf der Stirn
gefunden werden, erleichtern diese Arbeit leider nicht. Wer steckt hinter
diesen Morden? Warum soll Freyja vernichtet werden? Lapidius steht nicht
nur vor diesen ungelösten Problemen. Meine Meinung: Ein Alchimist als Aufklärer.
Diese Perspektive war für mich interessant. Zusammen mit dem Zugereisten
lernen wir das Dorf und die möglichen Täter kennen. Dieser Blickwinkel
erlaubt es dem Hörer auf einer Ebene mit Lapidius zu denken. Die
Einteilung der Geschichte in 20 Teile ist ebenfalls geschickt. Durch die
jeweilige Angabe, an welchem Behandlungstag wir uns gerade befinden, wird
eindringlich verdeutlicht, wie schnell die Zeit verrinnt. Wie bei einem
Countdown weiß man, wann spätestens mit der Aufklärung zu rechnen ist. Die Autopsien und die medizinischen Ermittlungen nehmen in der Geschichte einen weiten Raum ein. Die Behandlungsmethoden der Syphilis mittels Quecksilbersalbe und Hitzkammer wird anschaulich, sie scheinen wie eine altertümliche Chemotherapie, auch die Leichenuntersuchungen wirken nur um Fünkchen weniger technisch als die bei z.B. Kathy Reichs. Das Gefühl bei der Entwicklung von Untersuchungsmethoden beteiligt zu werden, hat mich während der Lesung nicht verlassen. Auch die Nebenfiguren wirken glaubhaft. Intrigante Nachbarinnen, Männer, die ihre Machtposition ausnutzen, Figuren wie sie auch heute existieren. Was mir ein wenig
fehlte, war Wärme und Identifikationsmomente mit einer der Hauptfiguren.
Sie blieben für mich leicht unterkühlt. Der Sprecher
(Synchronstimme von George Clooney) ist sehr angenehm. Er versteht es zu
lesen und zu betonen, Stimmungen hervorzuheben und den Spannungsbogen zu
halten. Er liest weniger charakteristisch als ein Charles Brauer oder
Joachim Kerzel, aber er ist allemal eine Empfehlung auch für andere
Themen. Technisch und optisch
ist das Hörbuch in gewohnter Lübbe-Qualiät, Einleitungsmusik für
mittelalterliche Hörbücher, kurze Tracks, kein Booklet. Ein Hörbuch, rund um die Inquisition aus neuen Blickwinkeln. Lohnenswert. (Binchen, Januar 2005) |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 11.01.2005, letzte Änderung am 22.02.2005, Layout by abrakan