|
Kategorie: |
|
Genre: |
|
SprecherInnen: |
|
Regie: |
|
Medium: |
|
Laufzeit: |
|
Verlag: |
|
Preis: |
|
ISBN: |
|
Bewertung: |
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze) |
Inhalt / Meine Meinung:
Nachdem bis zum Jahre 1949 die Führungselite angeklagt und die prominentesten Kriegsverbrecher
hingerichtete wurden, wurden Rufe laut, unter das Kapitel der Kriegs- und Naziverbrechen einen
Schlussstrich zu ziehen. Dem entgegen setzte der Generalstaatsanwalt Fritz Bauer das Ziel
politischer Aufklärung der Öffentlichkeit. Den unermüdlichen Bemühungen des Vorsitzenden des
Internationalen Auschwitz-Komitees und ehemaligen Häftlings Hermann Langbein ist es zu verdanken,
dass 1964 der erste Auschwitz-Prozess stattfand. In diesen Ausschwitz-Prozessen ging es weniger
darum, die Täter der gerechten Strafe zuzuführen, als vielmehr aufzuklären was in Auschwitz (und
anderen KZs) geschehen ist und dass hinter diesen Geschehnissen Menschen standen. Sowohl auf
Seiten der Täter - so unverständlich es auch scheint - als auch auf denen der
Opfer. Eine Warnung an die Menschheit, dass solch grausame Taten nie wieder geschehen dürfen.
Dem Grauen wurde durch durch diese Prozesse die Anonymität genommen und
anstatt dessen Namen gegeben. Bilder wurden durch die Aussagen formbar und gaben den Blick frei auf die erduldeten
Grausamkeiten, die - einmal ausgesprochen - unfassbar erscheinen. Umso wichtiger ist es, sie
auszusprechen. Denn wie soll man sich sonst ein Bild davon machen, was hier Menschen (?!) anderen
Menschen (!) angetan haben?! Das Bild von dem, was in den KZs geschehen ist, wäre heute ein
anderes, ohne die Aussagen der Opfer und Täter.
Einzelschicksale werden deutlich: Eheleute wurden voneinander getrennt. Kinder ihren Eltern
entrissen. Vor den Augen der Eltern wurden Babys an die Wand geworfen, andere Kinder für
grausamste medizinische Experimente missbraucht. Jeden Tag wurden allein in Auschwitz rd. 5.000
(!) Menschen (meist Juden) vergast. Familienangehörige, die beim Abtransport geliebter Menschen
in die Gaskammern zusehen mussten, wurden mit Sätzen beruhigt wie: "Weinen Sie nicht, die gehen
nur baden!" Man stelle sich vor, wie diese Erlebnisse, Bilder und Sätze im Leben eines Menschen
nachhallen, der das überlebt hat. In Auschwitz war die zahl dieser Überlebenden derart gering,
dass einem - über die Einzelschicksale hinaus - dieser Massenmord erst wirklich in
vollem Ausmaß beginnt begreiflich zu werden.
So auch verstärkend das Titelbild des beiliegenden booklets, dem viele zusätzliche
Hintergrund-Infos zu entnehmen sind: Das Bild zeigt einen unsäglichen Haufen an Brillen, die die
Opfer abgeben mussten. Für jede Brille steht ein Mensch. Es ist unfassbar! Und diese Anhäufung
ist ja auch nicht aus all den Jahren sondern von vielleicht ein oder zwei Tagen? Unfassbar - und
umso wichtiger, dass in dem Auschwitz-Prozess die Überlebenden zu Wort kommen. Dass nicht
geschwiegen wird, sondern erinnert und aufgeklärt.
Und das tut auch dieses Hörbuch. Es verfolgt das Ziel der Prozesse - aufzuklären - weiter. Hilft,
den Schlussstrich unter dieses Kapitel nicht zu ziehen, sondern in eindringlichen O-Ton-Aufnahmen
aus dem Prozess zu vergegenwärtigen, was geschehen ist und mit welcher Kaltblütigkeit und in
welchem Ausmaß. Als große Warnung für die Nachwelt, die dankbar sein kann, dass diese
Aufzeichnungen- durch Zufall - erhalten geblieben sind und durch dieses Feature zugänglich
bleiben. (Petra)
|