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Rezension

Cover Pferde stehlen
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Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:  

Trond, gerade Rentner geworden, lässt sich Ende 1999 in einem kleinen Dorf in Norwegen an einem stillen See nieder. Die Hütte, die er gekauft hat, um zur Ruhe zu kommen, erinnert ihn stark an seine Jugend. Vor allem der Sommer 1948 hat sich in seine Gedanken eingegraben, der Sommer, nach dem sein Vater verschwand, der Sommer, in dem er mit seinem Freund Jon auf die Tour zum 'Pferde stehlen' ging.  

Anfang jenen Sommers aber war noch alles in Ordnung. Vater und Sohn verstanden sich gut, sie erlebten Ferien mit Arbeit und viel Freiheit an einem kleinen See. Ein Unglück in der Familie seines Freundes, veränderte auch dieses Verhältnis. Was wirklich in diesem Sommer passierte, kommt Trond durch einige Rückblicke wieder ins Gedächtnis.

Während Trond sich erinnert, geht das gegenwärtige Leben seinen Gang. Er muss sein Häuschen einrichten, winterfest machen, sich im Dorf etablieren. Dabei begegnet er dem Bruder seines Freundes wieder. Zusammen beginnt für beide ein Grübeln über Vergangenheit und Zukunft.

Meine Meinung:

Was für ein schönes leises Buch.  

Walter Kreye liest es uns komplett vor. Die Stimme des Sprechers passt zum jungen, wie zum alten Trond. Aber auch die anderen Figuren beherrscht er. Sein dezenter, lebendiger Vortrag zieht den Hörer sofort in den Bann. Seine Tonlage ist angenehm, ihm zu lauschen ist ein Genuss.  

Da es sich um eine vollständige Lesung handelt -  ein Tipp an den Verlag das noch deutlicher herauszustellen, scheint mir angebracht -  verpasst man wirklich nichts. Das vorher zu wissen ist hilfreich, da nämlich viele Dinge im Buch nur angedeutet werden. Wenn man eine gekürzte Lesung erwartet, dann glaubt man ggf. dass im Buch dazu noch mehr stehen könnte. Aber dem ist nicht so. Der Autor beschreibt die Gedanken von Trond. Nicht immer wird ein Faden so zu Ende gesponnen, dass das Bild vollständig wird. Die eigene Vorstellungskraft ist noch gefragt.   

Die Geschichte ist langsam, man muss sich darauf einlassen. Sie beschreibt ein Leben von zwei Enden her – junges und altes Leben mischen sich am Ende für Trond, in der Hütte, dem neuen Anfang für das Alter. Ein wenig Melancholie legt sich über die Ereignisse, aber der Grundtenor ist eher freundlich und hoffnungsvoll, realistisch aber niemals resignierend. 

Typisch, wie z.B. auch in Hanna Johansens 'Lena', dort jedoch aus weiblicher Sicht, wird das Denken im Alter durch den Stil des Autors transparent. Immer wieder verliert der alte Trond sich in den Gedanken an die Vergangenheit und vergisst darüber beinahe den Alltag, das Hier und Jetzt. Nun hat er auch die Zeit dazu, steht nicht mehr in der Pflicht der Arbeitswelt. Die Zeit, die er sich nimmt, sollte sich auch ein Hörer nehmen können. Dann entwickelt sich sacht die Geschichte und bewegt sich von der Gegenwart und der Vergangenheit aufeinander zu.

Norwegen als Landschaft, 2. Weltkrieg, Widerstand, Vater-Sohn-, Sohn-Mutter-Beziehung, Freundschaft, Tod, Schuld, Trennung, Liebe sind Themen, die der Autor berührt. Alle werden sensibel eingefangen und nicht wertend betrachtet. Der Autor kann erzählen, die Bilder stellen sich wie von selbst ein. Es sind starke Bilder, die er heraufbeschwört, eigene Gedanken und der Text zusammen lassen es zu, dass man  fasziniert in diese schöne leise Geschichte eintaucht.

Am Ende war ich traurig die Menschen dort in Norwegen verlassen zu müssen. Es ist eine Geschichte mit Nachhall, der ich da fasziniert gelauscht habe. (Binchen, November 2006)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 22.11.2006, letzte Änderung am 06.12.2006, Layout by abrakan