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Rezension

Cover Otherland 1
Kategorie:
Genre:
SprecherInnen:
Regie:
Medium:
Laufzeit:
Verlag:
Preis:
ISBN:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Wir befinden uns am Ende des 21. Jahrhunderts. Die Welt hat sich verändert, vieles ist so, wie wir es heute kennen, einiges jedoch hat sich verändert. Die rasante Geschwindigkeit mit der die Veränderungen Einzug halten ist dabei nicht neu, sondern die Entwicklungen selbst.

Eine Gruppe von Menschen träumt den alten Traum der Menschheit, den Traum vom Ewigen Leben. Das Leben der Menschen spielt sich häufig im Netz ab, und dort kann man nur das Leben genießen, das man auch bezahlen kann. Nicht großartig anders, als heute, nur wesentlich technischer.

Vor allem Kinder und Jugendliche sind im Netz häufig so aktiv, dass sie die reale Welt und damit das Essen, Schlafen und normales Leben vollkommen vergessen. Einige Jugendliche, darunter der Bruder von Renie einer Computerspezialistin, fallen nach dem Besuch im Netz in ein unerklärliches Koma. Renie muss einfach herausfinden, was da gespielt wird und begibt sich zusammen mit ihrem Freund !Xabbu in Gefahr. Auf anderen Ebenen tummeln sich ein uralter Mann mit seinem gnadenlosen Killer, Orlando der Teeny mit seinem Computeragenten Beezle an der Hand der im richtigen Leben an einer schweren Krankheit leidet und Pithlit ein Dieb, der eigentlich ein Mädchen ist, Paul Jonas ein Mann aus dem ersten Weltkrieg irrt umher, ohne zu wissen, was er in der virtuellen Welt soll, er wäre völlig hilflos, wäre da nicht eine rätselhafte Vogelfrau, und dann ist da noch ein Mann im Rollstuhl, der im Netz nur wie ein helles Licht erstrahlt.

All diese Wesen und noch mehr treffen sich im Netz und werden von einem Phänomen gelockt, das es zu entschlüsseln gilt: Otherland. Mythen, Märchen, Technik, Beziehungen, Sagen und mehr und das alles in einer Geschichte, die auf ca. 3500 Seiten in vier Büchern von einem Leben in einem anderen Land erzählt.

Meine Meinung:

Ausstattung:

Die noblen Buchausgaben von Klett-Cotta vor Augen, war ich ganz gespannt, auf die Ausstattung der CD-Box. Verwöhnt durch die Internetpräsenz und die Vorabhäppchen für die Presse, erhoffte ich mir schöne Hüllen, ein umfangreiches Booklet und irgendetwas hübsch futuristisches als Verpackung. Ich erhielt eine schlichte Sechserplastikbox von CDs mit einem einfachen Druck des Buchcovers und einem dünnen Booklet, das zwar einiges an Infos zum Hörbuch enthält, aber bei weitem meine Neugierde über die Produktion nicht befriedigt. Die Technik auf den CDs ist allerdings in gewohnt guter hörverlags-Qualität unauffällig. Die Tracks sind erfreulich kurz und wiedereinstiegsfreundlich. 

Die Buch-Vorlage:

Wer sich auf diese Geschichte von Otherland einlässt, der lebt vier Bücher und damit 3500 Seiten lang in einer anderen Welt. Diese Welt ist nicht einfach gestrickt, sondern sie hat viele Facetten und man muss sich darauf gefasst machen, dass man diese Geschichte nicht 'mal eben runterlesen' kann. Sie ist verschlungen und umfangreich, der Leser taucht in diese andere Welt ab. Das ideale Leben für einen Büchermenschen, der sich in neuen Welten verlieren möcht. Es ist eine Parallelwelt, wie vielleicht die Scheibenwelt von Terry Pratchet, oder wie ich mir die Welt des Herrn der Ringe vorstelle (ich kenne ihn (noch) nicht). Tad Williams hat noch einige andere davon entworfen.

Inhaltlich sind die einzelnen Handlungsstränge durch viele Details liebevoll ausstaffiert. Die Spannungskurve wird oftmals dadurch verstärkt, dass man am Ende einer Sequenz im spannendsten Moment die Szenerie verlassen muss. Und wie viele altbekannte Geschichten oder literarisch anerkannte Werke wieder auftauchen, ist fast nicht zu glauben. Märchen aus aller Welt, Mythen, Alice im Wunderland, Peter Pan, der Zauberer von Oz, Kriegs- oder Anti-Kriegs-Bücher sind in so vielen Varianten eingearbeitet, dass der Leser oder Hörer nur noch staunen kann.

Die Anzahl der Figuren ist fast unzählbar. Immer und immer wieder werden neue Akteure eingeführt, die manchmal auch nur kurz eine Rolle spielen. Meine Lieblingsfigur ist Renie, die Schwester, die verzweifelt nach einer Hilfe für ihren Bruder sucht. In sie kann ich mich richtig hineinversetzten. Den Buschmann !Xabbu hätte ich auch gerne zum Freund. Aber auch die nicht namentlich aufgeführten Guten und Bösen sind echte Charaktere, die in ihrer Welt logisch handeln. Und dabei sind selbst die Guten oftmals etwas böse. Genau so lieben die meisten Leser die Charaktere einer Geschichte. Das größte Rätsel gibt mir dabei bisher die Geschichte rund um Christabel auf, ein kleines Mädchen, dass durch ihre Märchenbrille mit einem Mann in einem feuchten Haus kommuniziert. Er lebt scheinbar von Seife und ist lange nicht so unscheinbar, wie er bisher auftritt.

Gerade in der VR (Virtual Reality) sind einige Figuren nicht klar als echte Menschen erkennbar. Wer da nur Simulation und wer echt ist, oder wer überhaupt ein Wesen und keine Maschine ist, lässt sich nicht so leicht erkennen. Ein ungewohnter, jedoch spannender Effekt.

Abschreckend finde ich die Sequenzen, die leider gerade den Einstieg in die Geschichte bilden. Der Mann aus dem ersten Weltkrieg, die düstere Stimmung innerhalb dieser Geschichte, die gleich zu Anfang aufgebaut wird, verlässt einen erst nach ca. 400 Seiten.

Die langsame Gesamtentwicklung ist typisch für den Geschichtsverlauf. Nachdem das erste Buch beendet ist, scheint man gerade am Anfang der Geschichte angekommen. Ein kleiner Zwischenschritt auf dem Weg in die Goldene Stadt. Dafür hoffe ich, wahrscheinlich naiv wie ich bin, auf eine Belohnung am Ende des 4. Buchs.

Die Hörspielinszenierung

Wie die Geschichte, beginnt auch die Hörspielfassung mit Szenen aus dem Krieg. Passend ist sie, die Umsetzung, jedoch düster, verwirrend und nicht gerade attraktiv für mich. Wer über die Sequenz hinaus hört, gerät dann schnell in den Hörsog – und wie immer bei düsteren Passagen muss ich mir vor Augen halten, dass nicht jeder es so hell und freundlich in Büchern liebt, wie ich.

Jede Szenerie hat ihren eigenen Hauptsprecher oder Sprecherin, so dass die Orientierung, in welchem Teil der Geschichte man sich befindet, leicht gelingt. Die Sprechergilde, die an dieser Hörspielproduktion beteiligt ist (ca. 250 an der Zahl), ist mit bekannten Namen nur so gespickt. Walter Adler hat als Regisseur seine Mannschaft, zu der z. B. Ulrich Matthes, Hans Peter Hallwachs, Ernst Jacobi, Sophie Rois, Nina Hoss, Sylvester Groth gehören, motiviert an einer 24-stündigen Großproduktion mitzuwirken, von der wir mit ‚Stadt der goldenen Schatten’ dem ersten Viertel lauschen. Soweit ist alles Klasse. Nun kommen wir aber zum heiklen Punkt des Ganzen.

Wer es gewohnt ist, Lesungen zu lauschen, oder inszenierten Lesungen, der wird seine Ohren für diese Produktion umgewöhnen müssen. Mir selbst geht es beim Lauschen darum, möglichst viel auch akustisch zu verstehen, Namen korrekt buchstabieren zu können, Details wahr zu nehmen. Wir befinden uns jedoch in der Welt der Computer. Leitungen, Unterbrechungen, schlechte Verbindungen sind z.B. jederzeit möglich. D.h. bei diesem Hörspiel, dass man auch nicht immer alles so genau verstehen kann. Passend zur Umgebung werden dann schon einmal ein paar Wortfetzten weggelassen, Toneffekte überlagern Gespräche, nicht alles was die Hauptfiguren erleben ist per Wort zu verstehen, man muss die Gesamtszene betrachten oder erspüren um alles zu verstehen. Ein Effekt, der zur Geschichte passt, dem 100%-igen Verständnis jedoch nicht zuträglich ist.

Ein weiteres Beispiel für diese Darstellungsart ist die ‚Böse Bande’. Wuselige Wesen, als gelbe Äffchen dargestellt, laut schrill und durcheinanderschreiend, wie es Computerkids sein sollen. Auch bei diesem Gewusel ist der Effekt passend zur Idee gewählt, nur verstehen kann man die Bande schlecht. Beezle Bug, ein Computerhelferlein, ist ebenfalls so eine Figur. Schon allein die Namensgebung ist genial, aber verstehen konnte ich ihn fast nie, auch nicht nach mehrmaligem Hinhören.

Das sind nur zwei Beispiele. Der Nachbau der VR mit ihren Unzulänglichkeiten, die sich auch für die Menschen dieser Zeit so darstellen, ist akustisch gelungen, jedoch so nicht mein Geschmack. Ich mag es weiterhin, wenn ich alles verstehen kann, selbst wenn es in der geschaffenen Realität genau so sein soll, wie es dargestellt wird.

Lob gilt der Vertonung an sich. Wenn jemand eine Vorstellung für die von der Vorlage erschaffenen Szenerien bräuchte, hier werden sie begnadet umgesetzt. Geräusche, Musikarrangements, Sprache, Akzente, Gegenstände, alles passt hier bis ins kleinste Detail.

Am Ende dieses 1. Teils von 'Otherland – Stadt der goldenen Schatten' hege ich die Hoffnung, dass sich das Durchhalten bis zum Ende lohnen wird. Die Umsetzung als Hörspiel ist der Story angepasst, wie eine zweite Hülle. Ich bin gespannt auf den nächsten Teil. (Binchen, Oktober/November 2004)

Weitere Meinungen:

Die Meinungen zu Otherland gehen stark auseinander. Die einen finden die Geschichte inkl. Umsetzung genial, weil sie Williams Ideen abgebildet sehen, aber es gibt auch hochgradig Unzufriedene, die nach ein paar CDs aufgegeben haben, weil die Geräuschkulisse nur noch als Radau empfunden wurde und die Geschichte auch nach einigen Hörstunden noch keinen roten Faden aufweist. Selbst bei bei Stimmen zu der Buchvorlage ist von der Tendenz zu lesen, dass sich der Lesesog erst nach gut 400 Seiten einstellt.

Weitere Stimmen:

1. Stimme (negativ):

Tja – da sitz ich nun ich armer Tropf ... und bin furchtbar enttäuscht. Ich bin auch ein wenig sauer. Enttäuscht vom Autor Tad Williams, daß er sich einbildet mir so etwas zumuten zu müßen/können. Etwas säuerlich bin ich auf den HR, immerhin wurde dieses Gigant-Hörspiel ja mit Gebührengeldern produziert. Ich hab mir also nun zwei CDs angehört und gebe auf.

Es ist eine Schande: Über zweihundertfünfzig Sprecher, davon viele Topleute. Der technische Aufwand, die Effekte – alles ganz, ganz toll. Aber: Die Story ist es nicht wert. Sorry, aber ich muß das hier einmal für mich so klar sagen. Ich setz mich nicht über 24 Stunden vor den CD Spieler (oder auch das Radio) um mich so vera...... zu lassen. Gestern Abend dachte ich nach der zweiten CD so bei mir, wenn Williams mich jetzt sehen könnte würde er sich krank lachen, das er es geschafft hat das ich mir sein, sagen wir einfach mal, „Werk“ immer noch anhöre. Nun ist aber Schluß mit lustig. Meine Hörzeit ist begrenzt, es warten noch einige Produktionen in meinem Hörregal die gehört werden möchten. Ich denke das dabei noch einige sind die meine Ohren verdient haben, Otherland jedenfalls nicht. (PEKA, im November 2004)

2. Stimme (positiv):

So! Jetzt habe ich alle 6 CDs durch und ich bin einfach begeistert! Leider kommt der nächste Teil erst im Frühjahr und bis dahin muß ich noch ganz lange warten.

Ich finde die Idee den unterschiedlichen Handlungssträngen einen eigenen Erzähler zu geben sehr gut, damit weiß man sofort in welchem Handlungsstrang man ist.

Absolut genial ist die Realisierung der "bösen Bande" ein virtuelles Wesen das eigentlich aus einem guten Dutzend Kleinkinder besteht. Auch wenn es manchmal schwer zu verstehen ist (aber da geht es einem nicht anderes als den Protagonisten, die an dieses Wesen geraten) kann man sich dieses Wesen, das aus lauter kleinen umeinanderwirbelnden gelben Äffchen besteht, super vorstellen.
Schade nur, dass Joachim Kerzel (einer meiner Lieblingsstimmen) nur einen kurzen Auftritt hatte, aber vielleicht ist sein Charakter (Einsiedlerkrebs) doch nicht tot?

Gespannt darf man natürlich auch bleiben wie es mit den Hauptfiguren weitergeht und wer noch welches Geheimnis verbirgt.

Auch wenn ich zugeben muß, dass Otherland mit Sicherheit kein Hörspiel ist, das man einfach nur nebenbei laufen läßt, kann ich die totale Abneigung, die mancher Hörer an den Tag legt, nicht nachempfinden. (RAENA, im November 2004)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 05.11.2004, letzte Änderung am 01.12.2004, Layout by abrakan