Rezension |
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Inhalt: Jenny wird 1892 in Hamburg geboren und wächst, gut behütet von der Mutter Paula, in wohlhabenden Verhältnissen auf. Als sie in den Zwanziger Jahren nach Berlin kommt um Gesang zu studieren, ist dies der erste Schritt zu einem eigenständigen Leben.Ohne die Aufsicht der Mutter gelingt es Jenny die große Liebe ihres Lebens kennen zu lernen, die natürlich keine Gnade vor Mutters Augen findet. Zusammen
mit
Jenny, dem Charmeur Björn, vielen Bekannten und Verwandten durchleben wir
die Zwanziger Jahre im aufregenden Berlin. Paulas Einfluss auf Jenny wird
zwar geringer, doch das starke Mutter-Tochter-Band bleibt bestehen und
immer ein Thema der Geschichte. Das
Leben im Berlin der Zwanziger wird bestimmt von Streiks, Inflation und dem
Aufstreben der Nazis und Hitlers. Jenny, ist zwar christlich erzogen, doch
durch ihre Abstammung gilt sie im Sinne des Dritten Reichs als Jüdin
erster Klasse und ist so besonders von der politischen Situation
betroffen. Wie sie zusammen mit ihrer Familie diese schwere Zeit durchlebt,
erfahren wir rückblickend durch einen aufschlussreichen Brief. Meine Meinung: Dieses Buch von Barbara Noack ist eine Mischung zwischen Dokumentation und Roman. Er beruht auf der wahren Geschichte Jennys. Tagebucheintragungen und Briefe bestimmen den Stil, doch die Wärme, Nähe und Herzlichkeit die die Beziehungen zwischen den Personen bestimmt, bleibt dadurch nicht auf der Strecke. Trotz Jennys beinahe altjüngferlichen Gehabes am Anfang der Geschichte, erleben wir einige Überraschungen, denn Björn hilft Jenny dabei, nicht zu einer grauen Maus zu verkommen. Wir erleben den Anfang des 20.
Jahrhunderts hautnah. Die Stimmungen der Zeit werden hör- und greifbar
vor uns ausgebreitet. Das Charleston-Flair aus Filmen der Zwanziger wird
angenehm transportiert. Wer fürchtet in eine triviale Geschichte
verwickelt zu werden, wird auf das angenehmste enttäuscht. Der Umgang mit der Geschichte der
Judenverfolgung ist zwar eindringlich, doch nicht bis ins kleinste Detail
mit der hundertsten Wiederholung ausgefallen und lässt damit auch die Hörer,
die über das Dritte Reich schon genügend informiert sind, zufrieden zuhören. Vorgelesen wird diese Hörbuchproduktion
von Hannelore Hoger. Gefühlvoll, mit dem signifikanten tiefen Timbre,
geleitet sie uns durch Jennys Zeit in Hamburg und Berlin. Sobald sie in
Dialekt verfällt vermittelt sie Authentizität und wirkt verständlich.
Bei den erzählenden Passagen hätte ich mir jedoch am Anfang eine
deutlichere Aussprache gewünscht. Mit laufendem Vortrag gelang es Frau
Hoger jedoch, dass ich mich immer mehr auf die Geschichte konzentrierte.
Die Sprecherin wurde immer unwichtiger und die Story trat in den
Vordergrund. So sollte es eigentlich bei fast jeder Hörbuchproduktion
sein. Meine anfängliche Irritation musste ich also zum Guten korrigieren.
Eine gelungene Produktion für Hörer, die einer menschlichen Geschichte vor einem spannenden geschichtlichen Hintergrund lauschen möchten. (Binchen im April 2003) |
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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt
am 29.04.2003, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan