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Rezension

Cover Hannibal
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Verlag:
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ISBN:
Bewertung:
(* schlecht / ** ganz gut / *** gut / **** spitze)

Inhalt:

Sieben Jahre nach Dr.Lecters Flucht zum Ende von "Das Schweigen der Lämmer", treffen wir ihn wieder in Florenz, wo er als Kurator des Palazzos einer italienischen Adelsfamilie unter dem Decknamen Dr. Fell das Leben genießt, die lieblichen Melodien des Komponisten Heinrich VIII. spielt und kaum noch selbst jemanden ins Jenseits befördert.

Clarice Starling hat indessen weniger Glück: Seit dieser Zeit ging es mit ihrer Karriere beim FBI bergab. Zu Beginn überlebt die FBI-Agentin nur knapp eine Schießerei. Zu ihrem Verderben macht sie ihr Vorgesetzter Paul Krendler und ein Feind im Justizministerium zum Sündenbock des Fiaskos. Clarice wird vom Dienst suspendiert.

Lecter macht inzwischen in Florenz die Bekanntschaft des Polizisten Pazzi, der bei der Suche nach Lecters verschwundenem Vorgänger auf einige Ungereimtheiten stößt und der über Hannibal stolpert. Pazzi steht auf der Gehaltsliste von Mason Verger, der als junger Mann der Kinderschänderei überführt wurde, entkam nur dank seines enormen Reichtums dem Gefängnis. Seine einzige Strafe bestand in einer Psychotherapie -- bei Dr. Lecter. Dieser Behandlung hat Verger zu verdanken, daß er jetzt an einem Beatmungsgerät hängt und bis auf eine Hand von Kopf bis Fuß gelähmt ist. Um sich zu beschäftigen, beobachtet er seine überdimensionierten und gefräßigen Muränen beim Verzehr ihrer Beute und denkt wie besessen darüber nach, wie er Lecter einer ebenso gefräßigen Spezies zum Fraß vorwerfen könnte.

Clarice wird zum Lockvogel für die Suche nach Hannibal Lecter und ist der Killer zu Beginn noch der Verfolgte von drei Seiten, dreht er zum Ende hin den Spieß um, als Clarice in die Gewalt Vergers gerät, der nur ein Ziel hat, Hannibal zu vernichten.

Inhalt / Meinung:

Das schillernde Monster

Wer die drei bekanntesten Bücher von Thomas Harries "Roter Drache", "Das Schweigen der Lämmer", "Hannibal" lesen möchte, sollte über starke Nerven verfügen. Zarten Gemütern bereiten Thriller dieses Härtegrades schlaflose Nächte. Der Autor geht mit der psychischen Schmerzgrenze seiner Leser nicht sonderlich zartfühlend um. Er häuft ein makaberes Detail andas andere. Führt uns durch mordgeile Fieberphantasien seiner Protagonisten. Sicher sind da auch die Gegenspieler, diebraven Helden des FBI, die irgendwie am Ende doch noch den Oberschweinehund zur Strecke bringen. Nun, das ist "theamerican way of life". Alles muß seine Ordnung haben.

Nur den einen, den Allerschlimmsten, Psychiater Doktor Hannibal Lecter, den sie den Kanibalen nennen, der entgeht ihnen, muß ihnen immer wieder entkommen. Schließlich ist Hannibal seinem Autor für drei Romane gut. Bei letzterem prangt sogar sein Vorname auf dem Buchdeckel.

Und hierin muß ich dem Autor recht geben. Mit Hannibal Lecter ist ihm wahrhaftig eine Figur geglückt, die in vielen Fassetten schillert. Durch Auftreten, Bildung, Umgangsformen und Gewitztheit nimmt sie nicht nur den Leser für sich ein. Vor allem ist es ClariceStarling vom FBI, die sacht aber stetig in seinen Sog gerät. Hannibal wird es auch leicht gemacht. Immer gibt es nochbestialischere Mordbuben, die seine Greueltaten in den Schatten stellen, ihn vor der geneigten Leserschaft fast schonwieder rein erscheinen lassen.

Der Schluß des dritten Buches ist ein grandioses Show Down und verdient es, besonders erwähnt zu werden. Mir fallen dazu gleich mehrere Paralellen ein. Einmal erinnert mich das Strickmuster leicht an Dumas "Der Graf von Monte Christo". Der Held hat seinen blutigen Rachefeldzug beendet und schreitet, seine junge Geliebte am Arm führend in den Sonnenuntergang aus der Szene davon. Prachtvoll, Kein Schwein denkt mehr an die blutige Spur von Leichen, die seinen Weg säumen. Weshalb auch?, "Happy End as Every Books".

Ach ja, und das andere, woran mich der Plott erinnert ist, "Die Schöne und das Biest". Hat Clarice Starling Hannibal glückendlich erlöst? Man möchte es glauben, wenn man den Schluß des dritten Bandes hinter sich hat. Allerdings - ein kleiner Zweifel bleibt. Schließlich ist so ein Happy End nur ein virtueller Vorhang, der vor dem fällt, was danach noch kommen mag. Und selten greift ein Autor den einmal gekappten Faden wieder auf, um den notorisch neugierigen Leser daran teilhaben zu lassen. Das ist auch sicher gut so.

Und noch ein Aspekt, der sich beim genauen Hinlesen regelrecht aufdrängt. Da gibt es gegen Ende des Hannibal-Bandes die Szene, wo Lecter seine geliebte Clarice mit einem vortrefflichen Festmahl verwöhnt. Noch jemand ist anwesend. Jener verbirgt sich allerdings, für Clarice unsichtbar, hinter einem ausladenden blumengesteck und dient Hannibals letzter Rache. Es folgt etwas, was den unbedarften Leser fragen läßt, ob dergleichen überhaupt möglich ist. Lecter hat dem Gegenspieler bei Bewußtsein die Hirnschale geöffnet. Mit Präzision entnimmt er einen Hirnlappen nach dem andern und bereitet sich daraus (man berücksichtige, er ist Kanibale) einen besonderen Schmaus. Das Opfer spricht zu Beginn noch recht vernünftig. Je mehr Hirnanteil entnommen wird, um so banaler und kleinkindhafter geraten seine Äußerungen. am Ende singt er so etwas wie Hänschenklein. Wem dabei nicht spontan die berühmte Szene aus "2001, Odysee im Weltraum" vor Augen steht, hat bedauerlicherweise weder das Buch noch den hervorragenden Film gesehen. Ich meine den augenblick, wo der überlebende Raumfahrer nach und nach ein Computermodul nach dem anderen aus der Datenbank reißt. HAL, so der Name des elektronischen Hirnprotzes verliert ebenfalls hörbar ein IQ nach dem anderen. Hat sich Autor Harries hier bewußt an die Vorlage angelehnt? Oder ist das purer Zufall? Wie auch immer. Es macht Spaß, so etwas zu entdecken. Ein modernes Märchen ist es allemal. Keine noch so verliebte Frau überhört, daß da noch jemand im Raum ist und mehr und mehr verbalen Unsinn verzapft. Das verbietet schon die weibliche Neugier.

Alles in allem bereitet die Lektüre dieser Buchreihe genug Lesevergnügen. Nicht umsonst sind besonders die beiden letzten Bände Bestseller. Nur sollte sich ein "dünnhäutiger" Leser schon mal ein Beruhigungsmittel zurechtstellen.

So ganz unbekannt ist uns Hör-Lesern die Stimme von Hansi Jochmann nicht mehr. In manchen prachtvollen Kriminalhörspielen konnten wir sie genießen. Ich denke da z.B. an "Schotts letzte Fahrt", wo sie die aufklärende Polizistin spielt. Zwei Harries-Bücher hat sie vorzüglich vertont: Das Schweigen der Lämmer und Hannibal. Und die Art, wie sie uns den Stoff darbietet, das geht wahrlich unter die Haut. Auch paßt ihre Stimme sich der Figur der Starling auf ideale Weise an, so daß man sie mit der Person identifiziert. (Johannes Weidner)

Meine Meinung:

Ich persönlich finde diesen Roman den psychologischsten der Triologie, sicher ist er aber auch der brutalste, was die Ausarbeitung der Morde angeht. Manchmal habe ich dabei schon das Gesicht verzogen und mich angeekelt weggedreht, um gleichzeitig aber festzustellen, daß Thomas Harris es dennoch schafft, eine gewisse Raffinesse und Fantasie in die Taten Lecters einzubauen.

Interessant fand ich, daß diesmal eigentlich nicht Lecter der Böse ist, sondern Mason Verger diese Rolle übernimmt. Anders als Lecter, ist Verger jedoch unsympathisch und ohne den nötigen Intellekt, der an Hannibal fasziniert und den Leser trotz seiner Taten hoffen läßt, daß er entkommt. Man erfährt sehr viel über die Vergangenheit von Lecter und obwohl ich nicht sagen möchte, daß man dadurch seine Handlungsweise versteht, bringt der Autor uns die Hauptfigur auf diesem Wege noch näher. Wie Titel schon sagt, steht diesmal eindeutig Hannibal im Vordergrund. Hier wird ein interessanter Einblick in die Psyche des Doktors geboten, die für mich, überraschender Weise, über die übliche Thriller-/Küchenpsychologie hinaus geht. Clarice wird für Hannibal immer stärker das Objekt seiner Begierde, ohne sexuell zu werden, seines Glückes, ohne ihr Glück zu sehen und seiner Zufriedenheit, ohne ihr eine Wahl zu lassen. Aber auch Starlings Gefühle für Lecter scheinen sich geändert zu haben, zur gegenseitigen Hochachtung scheint eine Art von Anziehungskraft gekommen zu sein, die über den Sex hinaus geht. Interessante Perspektiven, die Harris hier dem Leser bietet.

Das Hörbuch ist sehr gut gemacht und mit minimalen Kürzungen. Hier hat es der Verlag geschafft, die Grundstimmung und das Hauptthema der Geschichte einzufangen. Wer die Verfilmung zu "Schweigen der Lämmer" kennt, wird sich auch noch besonders über die Stimme von Hansi Jochmann als Erzählerin freuen, die dt. Synchronstimme von Jodi Foster.

Fazit: Hier verschwimmen die Grenze zwischen gut und böse, richtig und falsch manchmal mit brutaler Gewalt! (Tara)

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© 2002 Hoerbuecher4um, erstellt am 21.07.2002, letzte Änderung am 30.05.2003, Layout by abrakan