Auf dieser CD findet man 5 Hörerlebnisse aus dem irischen Alltag. Von humorvoll, über satirisch bis hin zu nachdenklich ist alles vertreten. Das ganze ist verbunden mit typisch irischer Musik, wodurch das Zuhören zum Genuss wird.

Nachdem man eine kleine Einleitung über den typischen Iren und die grüne Insel gehört hat, macht man es sich am besten mit einem Glas Guiness gemütlich und lauscht den folgenden Kurzgeschichten:

1) Das Loch in der Wand. The hole in the wall ist der kleine Helfer wenn man in Irland kein Geld mehr in der Tasche hat. Richtig, gemeint ist der EC Automat. Eine nette kleine Geschichte über die Begegnung mit einem EC Automaten, der die Karte, natürlich nach Dienstschluss der Bank, im wahrsten Sinne des Wortes gefressen hat. Zum Glück nehmen die Iren ihren Dienstschluss nicht allzu wörtlich, sodass es noch ein paar helfende Hände gibt, die versuchen die EC Karte wieder zu befreien. Immerhin ging es darum am Abend noch den Magen zu füllen, aber ohne Geld... Nachdem alle Befreiungsversuche fehlschlagen gibt der nette Filialleiter 50 Euro aus seinem Portemonnaie. No problem sagt er, denn in Irland ist ein Fremder immerhin ein Freund dem man bisher nur noch nicht begegnet ist. So löst sich das Problem unkompliziert und schnell – eben irisch.

2) Wellenschaukeln. Als der Käptain auf der Fährüberfahrt von Dublin zum englischen Hollyhead Windstärke 10 ankündigt und mit einem kleinen Scherz auf den Lippen bemerkt: It´s going a little bit rough, meint er damit die harmlose irische Untertreibung für das absolute Chaos. Zum Trost bemerkt er aber das dieses Schiff viel mehr Rettungsboote besitzt als die Titanik, was für ein Trost...
Eine stürmische und trotz allem lustige Seefahrt nimmt ihren Lauf, denn auch hier geht nichts ohne Musik und ein paar Drinks.

3) Per Anhalter in den Aberglauben. Banshees, Elfen und Gnome, Irlands Fabelwelt ist sagen- und fabelhaft. Es gibt wohl kaum einen Iren der nicht abergläubisch ist und gern darüber erzählt. „Irlandkennenlerner“ merke dir: Nicht nur der Glaube, auch der Aberglaube prägt die grüne Insel. So erzählt diese Geschichte von einer abenteuerlichen Taxifahrt während der sich der Fahrer mehrfach bekreuzigt und seine Finger in das eingebaute Weihwasserbecken unter dem Aschenbecher eintaucht. So erzählt er unter anderem das er sich immer frei nimmt wenn er morgens als erstes eine rothaarige Frau sieht (was ziemlich häufig vorkommt in Irland) und das es Unglück bringt als dritter Feuer zu bekommen und man Montags niemandem Feuer geben darf... So gibt er seinem Fahrgast am Ende noch Tipps mit auf den Weg wie er sein Glück verbessern kann, aber mehr wird an dieser Stelle nicht verraten ;)

4) SEHreise: Eine Busfahrt auf einer Küstenstrasse die zwar die schlechtesten Straßenverhältnisse hat, aber durch eine der schönsten Gegenden Irlands führt. 4 Stunden dauert diese Reise normalerweise, aber manchmal hat man Pech und dann machen schwarzgesichtige Schafe gerade auf dieser Strasse ihr Mittagsschläfchen. Aber die Iren haben ja bekanntlich viiiiel Zeit. So kann der Reisende Sandstrände, Inseln, Fjorde und wunderschöne Sonnenuntergänge in einer atemberaubenden Schönheit erleben.

5) Der Tiger mit dem grünen Fell. Wieder geht es um eine Busfahrt, diesmal aber um eine der besonderen Art, denn wenn man mit Irinen und Iren in einem Bus sitzt erlebt man Irland richtig. Karl der 70jährige Busfahrer ist nicht nur Fahrer, nein er ist auch Seelentröster, Priester, Sanitäter, Mechaniker, Musiker, Polizist, Kuppler und Entertainer. All das bietet er in seinem 12 Tonnen schweren Bus namens Leyland Tiger der immerhin schon 20 Jahre auf dem Buckel hat und durch die salzhaltige Seeluft noch etwas älter aussieht. Durch tellergroße Schlaglöcher wird der Bus allerdings zum Schneckenexpress. Hat er nur 30 Minuten Verspätung spricht der Ire schon von überpünktlich – wie gesagt, der Ire hat Zeit. In diesem Bus lernt man Irland richtig kennen. Die Insassen singen zusammen, erzählen Geschichten und nehmen auch schon mal eine Ladung Lebendgeflügel für den Nachbarort mit. So eine Busfahrt ist ein Event, es sei denn es wird mal ein Toter transportiert, dann herrscht eine respektvolle Stimmung, allerdings auch die nicht ohne Musik.

Meine Meinung:

Harald Jüngst liest diese Geschichten nicht nur vor sondern er haucht den Personen Leben ein. Auch die stimmungsvolle irische Musik zwischendurch spielt Jüngst mit seiner Band selbst und lässt den Hörer in den Geschichten versinken.

Mit dem gälischen Willkommensgruß Cead mile failte, zu dt. 100.000 Willkommen hat man ihn in den 70er Jahren begrüßt, seitdem pendelt er zwischen Irland und Deutschland hin und her. Er liebt das Land und erzählt sein dort Erlebtes in einer humorvollen und heiteren Art. Ihn fasziniert die irische Einheit: Landschaft, menschliche Wärme und Tradition wirken auf ihn herzflimmernd, gänsehautbildend und Augen- und Ohrenbetäubend. Genau diese Faszination vermittelt er dem Hörer mit Leichtigkeit. Auch für Nicht-Irlandkenner ein Ohrenschmaus.

Fazit: Erst vor kurzem war ich angetan von Heinrich Bölls irischem Tagebuch. Herr Böll beschreibt sachlich sein Erlebtes wogegen Harald Jüngst humorvoll berichtet. Dennoch hat sich nicht viel verändert auf der grünen Insel und die Uhren scheinen dort still zu stehen. Nicht umsonst heißt es dort: Als Gott die Zeit machte, machte er genug davon. So bedankt sich Harald Jüngst auf seiner CD bei Heinrich Böll mit den Worten: Danke lieber Herr Böll, das du Ähnliches schon 1957 formuliert hast. Alles in allem wieder einmal eine wunderschöne Liebeserklärung an ein wunderschönes Land! (Britti)

geht es zur Rezension des Hörbuchs "Der Prinz im Pferdeohr" von Harald Jüngst.