Liebe und Sünde liegen eng beieinander. So auch in dieser Geschichte. Was von beidem es war, oder ob es von beidem ein bisschen war, das hier jemanden das Leben kostet, ist nicht ganz klar. Denn was ist Liebe? Die Formen der hier aufgezeigten Liebe könnte man als solche bezeichnen. Und doch würde diese Formen der Liebe wohl kaum einer nennen, würde man danach gefragt:

Lisa Szabos erste Erfahrungen mit der Liebe waren nicht so toll. Umso mehr trifft es sie mit voller Wucht, als sie Béla begegnet. Sie verfällt ihm. Béla ist ein Mann durch und durch. Aber eben genauso untreu, wie dieser Typus Mann es so gern ist. Solche Leidenschaft kann verletzend sein. Tödlich sogar. Das muss auch Lisa feststellen, als in ihrem Bett ein Toter liegt, den sie einst liebte...

Hier geht zunächst ein großes Kompliment an die Sprecherin, Ulrike Kriener. Sie gestaltet mit ihrer Stimme die Geschichte so lebhaft, als wären es nicht nur Lisas Gefühle, Sorgen, Ängste und Nöte, sondern auch ihre eigenen. Béla ist Lisas große Liebe, und in Ulrike Krieners Stimme schwingt die volle Hingabe mit, mit der die Protagonistin ihren Béla liebt. Und zu dieser Liebe gehören nicht nur die guten Tage. Nein, auch viele schlechte, denn Béla ist ein Weiberheld und ein Chauvinist. Zuerst kommt er, dann lange Zeit niemand und dann - Lisa.

Als Frau dieser Geschichte zu lauschen, war aufwühlend und ärgerlich. Nicht etwa weil sie langweilig oder unglaubwürdig wäre. Gerade ihre Glaubwürdigkeit in Bezug auf Lisas Abhängigkeit von Béla und seiner Liebe zu ihr, schreckt ab. Solange wir Frauen uns so demütigen lassen, kann es kaum besser werden. Aber verstehen kann man sie irgendwie auch, die Lisa. So sehr ich mir von ihr mehr Stärke wünschte, so sehr konnte ich ihr auch nachsehen, was sie sich bieten lässt. Diese Form von Liebe ist nicht gut, aber glaubwürdig, da so etwas allzu oft passiert.

Die Krimihandlung geriet für mich, ob der interessanten psychologischen Seite der Beziehung der beiden, ins Hintertreffen. Obwohl sie durchaus spannend war. Zwar wusste ich ab einem gewissen Punkt, wer der Täter war, obwohl Lisa noch im Dunkeln tappte, aber der Spannung hat das keinen Abbruch getan.

Die vorgenommenen Kürzungen bei dieser Lesung haben der Geschichte nicht den roten Faden geraubt. Es wurde hier eine Methode gewählt, die ich bei Kürzungen sehr schätze: Ein Erzähler wurde an den Stellen wo gekürzt wurde eingesetzt, um die Ereignisse der übersprungenen Seiten dem Hörer zusammengefasst zuzutragen. So erhält man einen gestrafften Überblick zum einen; zum anderen weiß man durch die eingesetzte Stimme des Erzählers, dass genau hier Kürzungen im Text sind. Auch wenn der Erzählfluss hierdurch ein wenig künstlich unterbrochen wirkt (es erinnerte mich teilweise an die Filme von „Aktenzeichen XY ungelöst“ - in die Geschichte versunken, holt einen die begleitende Erzählstimme in die Realität zurück), ist mir das so deutlich lieber. Denn allzu oft frage ich mich beim Hören von gekürzten Lesungen, was genau denn nun gefehlt hat. Ich habe meist gar nicht das Gefühl, dass etwas fehlt. Das ist sicher ein Zeichen dafür, dass die Kürzungen geschickt angebracht wurden, jedoch stellt man später im Vergleich mit dem Buch oft fest, dass doch einige Dinge fehlen, die wichtig sind, um Motive von Figuren zu verstehen. Auch wird einer Geschichte durch Kürzungen häufig die Seele geraubt. Als Hörer empfindet man die Erzählung vielleicht als blutleer und schiebt es auf den Autor. Näher hingeschaut, liegt es aber nicht selten an Kürzungen, die für den Hörer nicht ersichtlich sind.

Fazit: Wer sich mit Abhängigkeitsverhältnissen auseinander setzen möchte, dem sei diese Lesung empfohlen. Wer sich spannend unterhalten lassen möchte, ebenfalls. Denn dieses Hörbuch bietet beides: Spannende Unterhaltung mit psychologischen Hintergrund - perfekt vorgetragen. Das hat mir großen Spaß gemacht! (Petra)